Klaus Fritz ist Geiger. Doch muss das städtische Orchester, zu dessen Konzertmeister er es gebracht hat, windigen Ausstellungsprojekten weichen. Der Konzertmeister mutiert zum Schulhausmeister. Trotz der widrigen Umstände beweist Klaus Fritz Lebensart. Seine Autorität in Sachen Espresso ist unanfechtbar. Zwar reizen die nach gegenwärtigen Begriffen nicht hinnehmbaren Einlassungen des alternden weißen, zudem offenkundig heterosexuellen Künstler-Haustechnikers zum Widerspruch. Kaum geringer aber wiegt seine Humanität vor dem Hintergrund kulturpolitischer Rankünen.
Das Jahr neun wartet mit der Schlacht im Teutoburger Wald als weltgeschichtlichem Kräftemessen auf. Persönlichkeit und Motive des Römerbezwingers Arminius liegen bis heute im Dunkeln. Schon deshalb geistert der Cherusker unter dem von Luther fehlübersetzen Namen Hermann durch den germanischen Urwald. Doch findet auch sein Gegenspieler Varus keine Ruhe. Stark in Rede und Gegenrede mischt sich Hermanns Gemahlin Thusnelda ins Geschehen. Nicht allein zu ihr spricht das Riesenweib als höchst eigenwillige Götterbotin. Unvermeidbar meldet sich auch das für die Vorstellung von der Hermannsgestalt entscheidende 19. Jahrhundert zu Wort. Ernst von Bandel, der dem Teutoburger Wald das Hermannsdenkmal verpasste, gerät mit dem Vater der New Yorker Freiheitsstatue, Auguste Bartholdi, aneinander. Karl Marx besucht – historisch verbürgt – beide Bildhauer im Atelier, setzt sie unter dialektische Hochspannung und führt sie argumentativ aufs Glatteis. Keine Frage, das Lesespektakel ermuntert dazu, deutsche Mythen und Geschichte in ihren Anfängen und Folgen durchzuspielen.
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Bühnenbild von תיאטרון גשר, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE